Was ist eine Stuhlinkontinenz?
Stuhlinkontinenz, auch als fäkale Inkontinenz oder anorektale Inkontinenz bezeichnet, ist die Unfähigkeit, festen oder flüssigen Darminhalt beziehungsweise Gas zurückzuhalten. Dies kann dazu führen, dass Betroffene ungewollt Darmwinde (z. B. bei Blähungen) oder Stuhl verlieren. Kontinenzstörungen betreffen etwa 1 bis 5 % der Bevölkerung und nehmen mit dem Alter zu. Stuhlinkontinenz kann aus verschiedenen Gründen auftreten:
Was sind die Ursachen einer Stuhlinkontinenz?
Die Ursachen einer Stuhlinkontinenz können vielfältig sein. Einzelne oder mehrere Elemente des Kontinenzorgans (analer Abschlussapparat) können betroffen sein.
Die Ursache kann in einer Schädigung des Kontinenzorgans durch eine direkte Verletzung liegen.
Eine Stuhlinkontinenz kann auch durch Krankheiten verursacht werden. Dazu gehören der Diabetes mellitus und verschiedene neurologische Erkrankungen.
Durch welche Erkrankungen wird eine Stuhlinkontinenz hervorgerufen?
Die Stuhlinkontinenz kann durch Missbildungen des Kontinenzorgans oder der zum Kontinenzorgan führenden Nerven angeboren sein. Eine Stuhlinkontinenz kann auch durch eine Schädigung der analen Schließmuskulatur während einer schweren Geburt oder bei operativen Eingriffen wegen Analfisteln, Analfissuren, Hämorrhoiden oder Geschwülsten im Enddarm verursacht werden.
Welche Schweregrade der Stuhlinkontinenz gibt es?
Man spricht von einer leichten Stuhlinkontinenz (Grad 1), wenn nur gelegentlich Gas unkontrolliert abgeht, von einer mittelschweren Inkontinenz (Grad 2), wenn Gas und flüssiger Stuhl nicht zurückgehalten werden können und von einer schweren Inkontinenz (Grad 3), wenn die Darmkontrolle vollständig verloren gegangen ist.
Welche Untersuchungen werden bei der Stuhlinkontinenz durchgeführt?
Der Proktologe erhebt zunächst eine ausführliche Anamnese und fragt nach den Symptomen der Abschlussschwäche, der Häufigkeit der unerwünschten Stuhlabgänge, der Beeinträchtigung der Mobilität und sozialen Kontakte sowie der Vorgeschichte und der Medikamenteneinnahme.
Danach erfolgt die proktologische Untersuchung:
- Inspektion des Afters
- Austasten des Anorektums und der Schließmuskulatur
- Spiegelung des Enddarms (Rektoskopie und Proktoskopie)
Muss man sich auf die Untersuchung zur Stuhlinkontinenz vorbereiten?
Eine spezielle Vorbereitung vor der Untersuchung ist nicht erforderlich. Ist der Enddarm noch mit Stuhl gefüllt, kann eine Entleerung mit einem Abführzäpfchen oder einem Einlauf erfolgen. Weiterführende proktologische Untersuchungen können die Diagnostik ergänzen
- Druckmessung der Schließmuskulatur
- Funktionstest
- Sonographie
- Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT)
Wie wird eine Stuhlinkontinenz behandelt?
Die Behandlung der Stuhlinkontinenz richtet sich nach der Ursache. Durch allgemeine Maßnahmen können die Symptome bei jeder Form der Stuhlinkontinenz gebessert werden:
- Durch das regelmäßige Einführen von Abführzäpfchen oder eine Spülung des Enddarms mit einem Klistier kann der Stuhl zum gewünschten Zeitpunkt zu Hause entleert werden. Der Patient wird dann nicht unterwegs zu einem unpassenden Zeitpunkt von einer unwillkürlichen Stuhlentleerung überrascht.
- Durch eine regelmäßige Hautpflege mit Salben und Cremes (zum Beispiel Pasta Zinci oxidati mollis SR) werden die unangenehmen Reizungen der Haut durch die häufigen dünnflüssigen Stühle vermieden.
- Durch motilitätsbremsende Medikamente (Loperamid) können Durchfälle beseitigt werden.
- Die Schließmuskulatur kann mit Beckenbodentraining und Biofeedback gekräftigt werden.
- Liegt eine Schädigung der Schließmuskulatur durch eine vorausgegangene Operation vor, kann der Schließmuskel durch eine Schließmuskelnaht wiederhergestellt werden.
- Wird die Stuhlinkontinenz durch eine Störung der zum Kontinenzorgan führenden Nerven verursacht, können die Symptome durch eine Sakralnervenstimulation
gebessert werden.
Wie sind die Erfolgsaussichten bei der Behandlung einer Stuhlinkontinenz?
Kann die Stuhlinkontinenz ursächlich behandelt werden (Schließmuskelnaht oder operative Korrektur einer Fehlbildung), sind die Erfolgsaussichten gut.
Lässt sich die Ursache der Stuhlinkontinenz nicht behandeln, können die Kontinenzbeschwerden durch allgemeine Maßnahmen (regelmäßige Darmentleerung, Hautpflege, medikamentöse Herabsetzung der Stuhlfrequenz) und eine Kräftigung der Schließmuskulatur (Beckenbodentraining, Biofeedback, Sakralnervenstimulation)