Was ist Verstopfung?
Bei Verstopfung (Obstipation) kommt es nach der Verdauung nicht oder nur erschwert zum Ausscheidungsprozess.
Von Verstopfung (medizinisch Obstipation) spricht man, wenn der Stuhlgang mehr als 3-4 Tage ausbleibt und zur Darmentleerung starkes Pressen erforderlich ist. Oft besteht auch ein Gefühl der unvollständigen Entleerung. Der Stuhlgang ist dann schwierig, oft nur unter starkem Pressen möglich – und schmerzhaft. Meist werden nur kleine und harte Kotportionen („Schafsköttel“, „Kaninchenknödel“) ausgeschieden.
Welche Symptome sind mit Verstopfung verbunden?
Zu den Symptomen von Verstopfung zählen:
- Ausbleiben des Stuhlgangs über mehrere Tage hinweg
- Darmschmerzen (Koliken)
- Stuhl kann nur mit starkem Pressen oder unter Zuhilfenahme der Finger entleert werden
- Austretende Hämorrhoiden wegen des hohen Pressdrucks beim Stuhlgang
Wie entsteht Verstopfung?
Verstopfung kann durch ungünstige Ernährung, zu wenig Flüssigkeitszufuhr, fehlende körperliche Aktivität, chronische Darmerkrankungen, aber auch durch einen wachsenden Tumor im Darm entstehen. Bei manchen Menschen ist der Darm aufgrund von genetischen Ursachen auch von sich aus träge, so dass allein ballaststoffreiche Ernährung nicht ausreicht, um einen regelmäßigen zu Stuhlgang zu haben, sondern es müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden.
Welchen Einfluss haben die Bakterien im Darm auf die Konsistenz des Stuhls?
Im Darm leben Billionen Bakterien verschiedenster Stämme, Pilze, Hefen und Viren.
Dieses Ökosystem des Darms nennt man Mikrobiom. Die Zusammensetzung der Mikroorganismen eines menschlichen Mikrobioms ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Die Zusammensetzung des individuellen Mikrobioms beeinflusst die Konsistenz des Stuhles und ruft so beim einen Individuum einen normalen Stuhl und beim anderen einen harten Stuhl hervor. Vermehren sich krankhafte Bakterien im Darm, kommt es zu infektionsbedingten Durchfällen (zum Beispiel bei einer Salmonellenvergiftung).
Wer ist von einer Verstopfung betroffen?
Überwiegend Menschen ab 50 Jahren leiden unter Verstopfung und all den damit einhergehenden Symptomen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um Alterungsvorgänge im Bereich der Darmnerven. Eine Verstopfung wird chronisch, wenn sie länger als drei Monate besteht. In schweren Fällen bleibt der Stuhlgang bis zu zwei Wochen aus.
Was ist die häufigste Form der Verstopfung?
Bei der häufigsten Form der Verstopfung bewegt sich der Darm nur wenig. Sein Inhalt wird nur langsam vorwärts geschoben. Der Stuhl wird fest und hart. Bei dieser sogenannten habituellen Verstopfung fehlen die für die Bakterien wichtigen Ballaststoffe im Darm.
Welche Krankheiten führen zu einer Verstopfung?
Eine Verstopfung kann durch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, eine Schilddrüsenunterfunktion oder als Nebenwirkungen von Medikamenten wie Psychopharmaka, Betablocker, Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel verursacht sein. Auch ein bösartiger Darmtumor, der die Darmpassage behindert, kann der Grund für die Verstopfung sein. Die Stuhlentleerung wird im Verlauf von Wochen beschwerlicher; die Verstopfung löst sich trotz einer ballaststoffreichen Ernährung nicht auf.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Verstopfung? Was hilft bei trägem Darm?
Die richtige Ernährung und Bewegung können den meisten Menschen helfen, den Stuhlgang wieder in Gang zu bekommen. Einige Menschen müssen zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um den Stuhl wieder unbeschwert entleeren zu können. Je nach Ursache der Verstopfung gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:
- Ernährungsbedingte Verstopfung lässt sich akut durch einen Einlauf (Klistier) und langfristig durch Stuhlregulation im Rahmen einer individuellen Ernährungsanpassung beseitigen.
- Verstopfung, die durch Darmträgheit infolge von Bewegungsmangel verursacht ist, lässt sich durch Bewegung auflösen.
- Bei einem drohenden Darmverschluss, z. B. durch einen Tumor, muss sofort operiert werden.
Welche Folgen kann eine dauerhafte Verstopfung haben?
Gefürchtete Komplikationen von Obstipation sind Hämorrhoidenbeschwerden. Zu den möglichen Folgen einer chronischen Verstopfung zählen außerdem:
- Bildung von verhärteten Kotballen (Skybala)
- Koprostase (Endstadium hochgradiger Verstopfung)
- Ileus (Darmlähmung, Darmverschluss)
- Risse im After (Analfissuren)
Wie wird die Ursache einer Verstopfung abgeklärt?
Die Ursache der Verstopfung kann nur durch präzise Abfrage der Ernährungs- und Stuhlgewohnheiten durch den Arzt genau erfragt werden.
- Wie oft am Tage wird Stuhl entleert?
- Wie ist die Beschaffenheit des Stuhls: normal geformt, hart, breiig, flüssig?
- Ist Schleim auf dem Stuhl aufgelagert?
- Ist die Entleerung normal oder nur mit starkem Pressen möglich?
- Wenn die Darmentleerung unvollständig bleibt, besteht nach dem Stuhlgang das Gefühl, dass sich noch Stuhlreste im Enddarm befinden
- Besteht ein Schließmuskelkrampf, treten vor dem Stuhlgang Bauchkrämpfe auf
- Kommt es zu gehäuftem Stuhldrang
- Werden Abführmittel eingenommen?
Der Proktologe wird nach den Lebensumständen und nach der familiären sowie der beruflichen beziehungsweise schulischen Situation fragen, denn Verstopfung kann auch durch äußere Umstände bedingt sein kann, die mit der Lebensführung, der sozialen Situation und der Bewältigung von Stress in Verbindung stehen.
Wichtig ist auch die Frage nach den eingenommenen Medikamenten.
Welche Untersuchungen werden bei einer Verstopfung durchgeführt?
Bei einer Verstopfung können schon durch die körperliche Untersuchung mit Abklopfen, Abtasten und Abhören des Bauchs sowie Austasten des Enddarms Hinweise für den Grund der Verstopfung gewonnen werden.
Falls der Verdacht auf Darmpolypen, Verengungen oder Tumoren besteht, ist eine Darmspiegelung unumgänglich. Selten werden eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT/MRI) notwendig.
Wie kann eine Verstopfung gelöst werden?
Damit eine Verstopfung gelöst wird, müssen dem Darm ausreichend Ballaststoffe mit der Nahrung und Flüssigkeit zugeführt werden.
Was sind Ballaststoffe?
Ballaststoffe sind unverdauliche Faserstoffe in pflanzlichen Lebensmitteln. Sie können von den Enzymen im Magen-Darm-Trakt nicht verarbeitet werden, sodass die Pflanzenfasern unverdaut im Dickdarm ankommen. Ballaststoffe kommen vorwiegend in Obst, Gemüse, Nüssen, Haferprodukten, Hülsenfrüchten, in Getreide und Getreideprodukten wie zum Beispiel in Mais und Weizen vor.
Wie wirken Ballaststoffe im Darm?
Ballaststoffe beugen einer Verstopfung vor, indem sie im Magen-Darm-Trakt Wasser binden und aufquellen – der Magen wird gut gefüllt, der Darminhalt vergrößert. Wenn genügend Ballaststoffe in Form von Obst, Gemüse und Getreideprodukten mit der Nahrung aufgenommen werden, wird die Darmbewegung angeregt und ein regelmäßiger Stuhlgang wird ausgelöst.
Was sind Flohsamenschalen?
Flohsamenschalen werden von der Pflanze Plantago gewonnen, die hauptsächlich in Indien, aber auch in Europa wächst. Flohsamenschalen sind lösliche Ballaststoffe und eine bequeme Lösung, um zusätzlich zu einer an gemüse- und getreidereichen Ernährung eine hohe Aufnahme an Ballaststoffen zu garantieren. Ihr Geschmack ist neutral. Flohsamenschalen werden nahezu unverdaut mit dem Stuhl wieder ausgeschieden und haben eine hohe Wasserbindungsfähigkeit.
Wie soll man Flohsamenschalen einnehmen?
Die tägliche Aufnahme von ca. 2 leicht gehäuften Teelöffeln Flohsamenschalen ist in der Regel ideal, um die Verdauung in Schwung zu bringen.
Wichtig ist, die Flohsamenschalen erst in ca. 200 ml Wasser oder Saft quellen zu lassen und nach der Einnahme mit weiteren 1-2 Gläsern Flüssigkeit nachzuspülen. Flohsamenschalenpulver muss zuvor nicht quellen – es kann gleich nach dem Mischen mit Wasser eingenommen werden. Anschließendes Nachspülen mit Flüssigkeit ist wichtig. Wenn Flohsamen mit zu wenig Flüssigkeit eingenommen werden, kann es vorkommen, dass die Schleimstoffe nicht ausreichend aufquellen und den Darm verkleben.
Soll man mit Abführmitteln, Klistieren, Abführzäpfchen die Stuhlentleerung anregen?
Reichen die Flohsamenschalen nicht aus, können freiverkäufliche Abführmittel (Laxanzien) weiterhelfen. Dazu gehört zum Beispiel das synthetisch hergestellte Molekül Macrogol. Macrogol erleichtert den Stuhlgang, indem es den Stuhlwassergehalt und damit das Stuhlvolumen erhöht. Es dauert in der Regel ein bis zwei Tage, bis die Wirkung von Macrogol einsetzt. Der Wirkstoff verlässt den Körper mit dem Stuhlgang unverändert und führt nicht zu einem Gewöhnungseffekt. Abführtee (zum Beispiel aus Sennesblättern) ist weniger zu empfehlen, da man sich daran gewöhnen kann und die Wirkung im Lauf der Zeit abnimmt.
Klistiere oder Abführzäpfchen können bei einer Entleerungsstörung ergänzend eingesetzt werden, um den Stuhlgang zu erleichtern.
Wie hilft Bewegung bei Verstopfung?
Viel Sitzen und allgemeiner Bewegungsmangel führen dazu, dass die Verdauung verlangsamt wird. Eine Steigerung der körperlichen Aktivität kann oftmals schon Abhilfe schaffen. Bewegung aktiviert den Stoffwechsel und regt die Tätigkeit des Darms an.